Schicker Toaster, U.N. und das Dach
Am Wochenende waren wir beim Abschieds-Brunch unseres Konkurrenz-Korrespondenten Michael vom WDR. Er, seine Frau Susi und ihre Kinder Lilly und Ben ziehen wieder nach Deutschland, genauer nach Krefeld. Hier gucken sie deshalb ganz traurig. Kein Wunder, hatte Michael hier nicht nur einen tollen Job (allerdings coverte er für den WDR New York und Kanada, wohingegen wir auch in den USA herumreisen und Geschichten drehen dürfen), sondern sie hatten auch noch eine grandiose Wohnung im 19. Stock mit einer tollen Sicht auf die Queensboro-Bridge. Beneidenswert.
Und obwohl meine Wohnung auch nicht günstig ist – Manhattan halt – kostet ihre das Zweieinhalbfache. Krass. Süß war die Idee, alles, was sie nicht mehr brauchen oder mit nach Hause nehmen können (wie die elektronischen Geräte wegen der 110V-Spannung hier und den komischen US-Steckern), zu verlosen. Ich hab mir allerdings vor der Tombola den schicken Toaster, den Mixer und den Zauberstab zum Passieren gesichert und eine netten Preis dafür ausgehandelt.
Susi hat ein gutes Geschäft gemacht und ich hab mich gefreut, denn die anderen Gäste leben ja schon länger in New York und brauchen Küchengeräte sicher nicht mehr. Danke!
Volker und seine Freundin Roma haben das große Los gezogen und genau die richtigen Gewinne eingestrichen. Eierlikör und Persil. Man ahnt nicht, wie sehr man vertrauten Waschmittelgeruch vermissen kann. Hier riechen die alle komisch. Am späten Nachmittag war ich dann hübsch beschwippst vom Prosecco-Brunch und hab mir noch downtown ein Facial gegönnt. Ich musste nämlich noch beim “David Barton Gym” (siehe vorherigen Eintrag) vorbei, wo ich noch meinen Pass abholen musste (die wollen immer als Pfand für den Garderobenschlüssel eine ID). Den hatte ich am Vortag nämlich vergessen, ich Schaf.
Heute war ich dann auf einem Journalisten-Tag bei den U.N., den das Foreign Press Center veranstaltet hat. Mit rund 20 anderen Kollegen aus aller Welt – Schweden, China, Korea, Holland, Ungarn etc. – haben wir anfangs eine Führung bekommen. Zuerst ging in es den Saal, wo der Sicherheitsrat tagt. Alles ist ziemlich retro in dem 50er-Jahre-Bau, der allerdings bald komplett renoviert werden soll (das dauert bis 2012).
Schräge Kunstledersitze, Uralt-Technik und irgendwie fast bedrückend und muffig. Der Saal der Vollversammlung macht allerdings schon Eindruck,
er hat ungefähr die Größe des Bundestages, würde ich schätzen, und hat hat eine erstaunlich gute Akustik.
Überall im Gebäude sind teils schöne, aber auch richtig schreckliche Kunstgegenstände, Bilder oder Skulpturen verteilt, alles Geschenke der einzelnen Länder an die U.N., zum Beispiel zum 50. Geburtstag der Organisation. Da hängen etwa als Geschenk des Iran Teppiche aller bisherigen (und des aktuellen) U.N.-Generalsekretäre dort. Hässssslich.
Die einzelnen Vorträge der U.N.-Experten zu den Themen Terrorismus, UN-Reformen oder den Million Development Goals waren recht interessant. Besonders gefallen haben mir aber die Berichte der Sprecherin des Welternährungsprogramms Bettina Lüscher, einer Deutschen. Ihr Rat an alle, die nach Naturkatastrophen wie dem Tsunami, Erdbeben oder Hungersnöten helfen wollen: “Stay home, send Money.” Denn die Leute kommen wohl auf die schrägsten Ideen: So schicken private Organisationen Daunenjacken nach Sri Lanka, oder ein Hersteller von Diät(!)-Drinks will seine abgelaufenen Dosen an Hungernde geben. Krass. Eine gute Internet-Initiative, die Frau Lüscher vorstellte, war www.freerice.com . Da kann jeder sein Englisch verbessern bei einer Art Multiple-Choice-Vokabeltest. Dafür “verdient” man pro richtiger Antwort 20 Reiskörner, die an Hungernde in aller Welt gespendet werden von denen, die auf dieser Seite Werbung betreiben. Das scheint sich zu läppern. Spielt mal, macht Spaß, ist aber nicht ganz einfach. Ach ja, und was wirklich erstaunliche war: Die U.N. scheinen das einzige Gebäude in New York zu sein, in dem man tatsächlich noch rauchen darf, so wie Roma, Volkers Freundin, die bei der U.N. arbeitet. Mit ihr war ich mittags in der Kantine lunchen.
Dann war ich gestern noch mit Jason, unserem australischen Kameramann, und Volker auf dem Dach bei CBS gegenüber. Dort schalten wir in breaking news-Situationen.
Musste ich zum Glück noch nicht. Von dort hat man eine tolle Sicht. Sieht richtig New Yorkig aus. Ich hab Michael einen lieben Aufsager gedreht und per e-mail geschickt.
Hat wohl gewirkt, denn es sieht so aus, als könnte er Sonntag nach New York kommen, weil er Dienstag einen Termin in New Jersey hat. WIR SEHEN UNS! Ich freu mich schon so.
Januar 30th, 2008 at 23:50
Ist das die Frau Lüscher, die mal bei CNN gearbeitet und kurzzeitig in der Morgenshow abwechselnd mit London die News aus Berlin präsentiert hat?
Januar 30th, 2008 at 23:52
Ja, hat ein Schweizer Kollege mir auch erzaehlt, ziemlich cool die Frau, oder?
Januar 31st, 2008 at 19:38
Hey Bunny, sach mal, den Kölsche Karneval habt ta da aba nich in US, oder?
Wa?
Februar 4th, 2008 at 1:22
Geht ein Schaf zum Facial…hahaha
Was für eine Kulisse Hase!